Brückentag, ein bisschen Zeit, hier kommt...
Teil 2:
Während die Jungs bei Peter Smith mit der Erledigung der vereinbarten Arbeiten beschäftigt waren konnte ich in Deutschland in Ruhe die Überführung auf eigener Achse organisieren. Die Überführung per Hänger kam für mich nicht in Frage, da ich unbedingt selber fahren wollte. Zum einen um das Auto kennen zu lernen aber auch weil es einfach ein cooler Trip ist von der Insel rüber, den ich seit dem Studium nicht mehr mit dem Auto gemacht habe. Letzten Endes ist es auch einfacher und billiger zu organisieren, speziell wenn man keinen Hänger sein eigen nennt. Dem entgegen steht eigentlich nur das Risiko liegen zu bleiben. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt… außerdem kam mein Cerbera ja frisch aus der Werkstatt und zur Not hatte ich ja immer noch die gute alte ADAC Plus Mitgliedschaft als Ass im Ärmel.
Es gibt auch noch einige rechtliche Punkte, die zu beachten sind. Für eine legale Überführung auf eigener Achse muss das Auto einen noch gültigen englischen TÜV (MOT) haben und auch die Road Tax muss bezahlt sein. Außerdem müssen sich noch die Nummernschilder am Wagen befinden und der Verkäufer darf den Wagen noch nicht bei der DVLA (engl. Kraftfahrtbundesamt) für den permanenten Export abgemeldet haben. Zur Erklärung: in UK bleibt ein Fahrzeug stets angemeldet (registered), auch wenn es zum Verkauf steht. Die Road tax ist im Voraus bezahlt und verbleibt in Form der Tax disc am Fahrzeug („Haltbarkeitsdatum“ ist aufgedruckt). Der Verkäufer/Vorbesitzer legt nur seine Versicherung still. Und genau um die müsst Ihr Euch nun kümmern, denn ohne Versicherung darf und sollte man nicht fahren. Es gibt unzählige Versionen der nun folgenden Geschichte in den Tiefen der Internets und ich habe eine Weil gebraucht, um Licht ins Dunkel zu bringen. Anders als teilweise (auch beim ADAC) behauptet gibt es in England für diesen Zweck weder Überführungskennzeichen noch Kurzzeitkennzeichen. Wär’ ja auch Quatsch, denn wie oben beschrieben sind die Kennzeichen ja eh noch am Auto, es fehlt nur die Versicherung. Deshalb werden in UK Kurzzeitversicherungen angeboten, allerdings nur für Bewohner der Insel und in aller Regel auch nicht für Exoten wie TVR’s. Da dies insgesamt eine einzigartige Konstellation ist, hat sich die luxemburgische Versicherung ARISA etwas ausgedacht und bietet über jede ADAC Geschäftsstelle die sogenannte Grenzversicherung an. Eigentlich ist die für was anderes gedacht, aber für unseren Problemfall UK gilt eine Sonderregelung. Nur dumm, dass das bei meinen Recherchen weder die nette Dame bei der ADAC Geschäftsstelle Aschaffenburg noch eine ebenso freundliche Dame bei einer ADAC Telefonhotline wussten. Erst ein Anruf in Luxemburg brachte Klarheit und schließlich konnte ich für 105,- Euro beim ADAC eine Grenzversicherung erwerben. Gültigkeit: 4 Wochen, nicht verlängerbar, Deckung ist auf Haftpflicht beschränkt. Das einzige was man mitbringen muss ist eine Kopie des V5C (engl. Fahrzeugbrief), denn die Grenzversicherung wird nur fahrzeugbezogen ausgestellt. Das bedeutet, dass man beim Ausstellen schon wissen muss, welches Fahrzeug man kaufen will und im Besitz einer Kopie des V5C sein muss. Mit einer „Blankogrenzversicherung“ nach UK reisen, dort ein Auto suchen und direkt überführen fällt somit flach. Sollte die ADAC Geschäftsstelle Eures Vertrauens dies alles auch nicht wissen, so verweist einfach auf die Sonderregelung für UK und bittet im Zweifelsfall einfach mal bei Frau Jäschke bei der Arisa in Lux anzurufen (Tel. Zentrale 00352/262940-1).
Hiermit steht nun der Fahrt eigentlich nichts mehr im Wege. Würde nach meinen Erfahrungen empfehlen, mindestens einmal zu übernachten und die Fahrt wirklich entspannt anzugehen. Ja nach Auspuffvariante ist das Auto schon sehr laut, irgendwie zieht es auch permanent irgendwoher und somit ist es für Mensch und Maschine wahrscheinlich besser, das nicht an einem Tag durchzuziehen. Ich hab sogar einen Familienausflug draus gemacht, bin mit meiner Frau und meinem 4-jährigen Sohn rübergeflogen und wir haben dann in Brighton, Brügge und Aachen übernachtet und noch ein bisschen sightseeing drangehängt. So waren es nie mehr als 300km pro Tag und der Cerbie konnte sich langsam an den Gedanken gewöhnen, kein Insulaner mehr zu sein.
Apropos Insel: Ich habe mich für die Unterquerung des Kanals entschieden (Eurotunnel). Dies ist schnell und von den Kosten her überschaubar (60-80 Euro) und man hat keine fiesen Rampen, auf denen das Auto aufsetzen kann (zumindest wenn man ins untere Geschoss des Zuges fährt). Da jeder von Euch einen Routenplaner bedienen kann und jeder woanders wohnt erspar ich mir hier die weiteren Routendetails.
Abschließend noch ein Tipp für die ersten Kilometer: man sollte nie (nie!) der Tankanzeige volles Vertrauen schenken. Ich bin in UK nach 3km das erste Mal liegen geblieben weil der Tank leer war, obwohl das so nicht wirklich angezeigt wurde. Mittlerweile weiß ich nun, dass kurz über Null eigentlich weit unter Null heißt und gehe immer schön früh frischen 98 Oktansaft beim freundlichen Händler um die Ecke holen. Ansonsten riskiert man schon kurz nach Neuerwerb den ersten unerwünschten Kontakt mit hämisch grinsenden Fahrern deutscher und japanischer Sportwagen
Bald gibt’s mehr, im Erfahrungsbericht Teil 3: Umrüstung
Schönes WE, Thiemo